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Die Schotterwerke Vulkan von 1902 bis 1942
1899 entdeckte der Heidelberger Geologe Prof. Dr. Thürach im Urenwald bei Haslach ein Amphibolitvorkommen. Durch die im Jahr 1902 gegründete Fa. Vulkan, Schotterwerke GmbH, begann der Abbau dieses Gesteins.
Der Amphibolit ist ein dunkelgrünes, magmatisches Tiefengestein mit hohem Hornblendeanteil. Wegen seiner besonderen Härte und Zähigkeit eignet er sich hervorragend als Schottermaterial, vor allem für den Gleisunterbau.
Blick auf die Schotterwerke Vulkan
1911 wurde mit dem Untertagebau des Amphibolits begonnen. Nach Absatzschwierigkeiten während der Weltwirtschaftskrise begann 1937 ein erneuter Aufschwung im Zusammenhang mit den Kriegsvorbereitungen. Der Stollenausbau ist in mehreren Etagen vorgenommen worden, wobei einzelne Stollen eine Länge von nahezu 400 m erreichten.
Untertagebau
Lastenseilbahn vom Vulkan zur Bahnverladestation
Der "Vulkan" im Dritten Reich
Mit den zunehmenden Luftangriffen der Alliierten im Zweiten Weltkrieg sind wichtige Rüstungsbetriebe in unterirdische Bergwerksstollen verlegt worden. Am "Vulkan" kam es 1944 ebenfalls zum Ausbau des Stollenwerks. Dazu wurden rund 400 Häftlinge aus dem Konzentrationslager Natzweiler-Struthof (Elsaß) hergeholt und ein Konzentrationslager in Haslach errichtet. Später zog man nochmals 250 Häftlinge aus Flossenbürg zur Zwangsarbeit heran.
Unter Todesangst und ständigem Terror der NS-Aufseher mussten die KZ-Häftlinge bei dürftiger Nahrung und dem Fehlen jeglicher Hygieneeinrichtungen schwerste Zwangsarbeit ausführen. Neben dem Bau der Straße hoch zum "Vulkan" wurden Steingeröll weggeräumt, neue Zugänge errichtet, Stollengänge betoniert sowie unterirdische Gebäude und Maschinenfundamente erstellt.
Ehemalige Baracken des KZ "Am Sportplatz"
Nicht fertiggestellte unterirdische Gebäude für die Rüstungsindustrie
Nachdem viele Zwangsarbeiter an Krankheiten und Misshandlungen verstarben, wurden im Dezember 1944 weitere 650 Häftlinge aus dem Konzentrationslager Vorbruck-Schirmeck (Elsaß) direkt in einen Stollen des "Vulkans" verlegt, in dem sie bis kurz vor ihrer Befreiung vier Monate lang auf Stroh, ohne Toiletten, ohne ausreichende Luftzufuhr und Licht und von Läusen halb zerfressen, leben mussten. 60 Häftlinge überlebten diese menschenunwürdige Zeit im unterirdischen KZ "Vulkan" nicht.
In solchen Stollen mussten die Häftlinge leben
Karl Buck, 1944 Kommandant des Außenlagers
Quelle: Hildenbrand, Manfred: Der "Vulkan" in Haslach im Kinzigtal. Die Ortenau. 57. Jahresband 1977 und Die "Hölle" von Haslach. Die Ortenau. 73. Jahresband 1993.
Der "Vulkan" wird zur Deponie
1949 wurden die Stollen des „Vulkan“ vom französischen Militär durch Sprengung zerstört. Nachdem der Amphibolit beim ersten verfehlten Versuch seine Härte und Zähigkeit unter Beweis gestellt hatte, musste im April eine weitere Sprengung der Stollen mit 74 Tonnen Sprengstoff vorgenommen werden. Die Detonation wurde von verschiedenen Erdbebenstationen in Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz zur Erdbebenkunde und Erforschung der Erdkruste ausgewertet.
Nach Kriegsende besetzte das französische Militär den „Vulkan“ und nutzte das Gelände zeitweise als Munitionslager. Die Stadt Haslach richtete nach dem Freiwerden 1965 dort ihren Müllplatz ein. Im Jahr 1970 übernahm ihn der Landkreis Wolfach. Der im Zuge der Kreisreform neu entstandene Ortenaukreis führt seit 1973 die Deponie weiter.
Müllrutsche auf der Deponie in den 70er Jahren
Deponiebetrieb in den 90er Jahren
Aufgrund der Erweiterung der Deponierungsfläche und dem Inkrafttreten der Technischen Anleitung Siedlungsabfall 1993 baute der Ortenaukreis die neu erschlossenen Bereiche nach dem neuesten Stand der Technik aus. Dabei waren vor allem die Deponiesohlabdichtung und das Drainagesystem von besonderer Bedeutung.
Die ordnungsgemäße und umweltentlastende Sickerwassererfassung und -reinigung in einer Kläranlage sowie die Erfassung, Verstromung und die Entsorgung des Deponiegases über eine Sicherheitsgasfackel gehörten zu den Standards einer modernen Deponiebewirtschaftung und werden auch seit der Stilllegung am 1. Juni 2005 weiter geführt.
Im Lauf der Jahre wurde auf dem "Vulkan", wie auch auf anderen Deponien, ein Wertstoffhof eingerichtet, auf dem nahezu alle Abfälle aus Privathaushalten abgegeben werden können.
Deponieuntergrundabdichtung
Wertstoffhof
Die Gedenkstätte "Vulkan"
Aufgrund einer Initiativgruppe, zu der mehrere Haslacher Stadträte gehörten, hat die Stadt Haslach mit Unterstützung der Landeszentrale für politische Bildung in Stuttgart im Sommer 1998 eine Gedenkstätte mit einem Mahnmal und Informationstafeln eingerichtet. Bei der Einweihungsfeier konnten, mit zeitaufwändigen Recherchen nach den Verbliebenen, viele ehemalige Häftlinge teilnehmen. Für sie war die Einweihung ein bewegendes Ereignis.
Einweihungsfeier der Gedenkstätte mit vielen ehemaligen Häftlingen
Das Mahnmal
"Man ist nicht nur verantwortlich für das, was man tut, sondern auch für das,
was man geschehen lässt."
- Roman Herzog, Bundespräsident
Zum Gedenken an unermessliches Leid, das Menschen von Menschen zugefügt wurde.
Quelle: Fuß, Sören: Gedenkstätte "Vulkan" Haslach im Kinzigtal. Die Ortenau, 81. Jahresband 2001